Bericht von Ali

Wegweisung  Die Bibel
Wegweisung Die Bibel

Ich hatte Angst, gab meine Hoffnung auf, war einsam und allein.

Bericht von Ali

Mittlerweile traute ich keinem Menschen mehr! Da ich von nahe stehenden Freunden und Menschen verraten wurde. Am 28.08.2009 morgens um 4:30 Uhr wurde meine Verhaftung durch die SEK durchgeführt. Am selben Tag hatte mein Sohn seinen 15ten Geburtstag. Er lag im Olga-Hospital, nach seiner Operation und wir wollten feiern.
Genau an diesem Tag wurde ich verhaftet, morgens aus dem Schlaf gerissen , haben mich die SEK - Beamten festgenommen. Sie behaupteten das ich Kampfsportler bin und deshalb sehr gefährlich sei.

Es war alles wie im Film. Heute noch kommt mir alles wie ein böserTraum vor.
Bei meiner Verhaftung hatte ich nur ein Shirt an. Die Beamten brachten mich ins Polizeipräsidium. Meine Schwester musste mir eine Hose und ein T- Shirt bringen, da sie mir noch nicht einmal erlaubt haben mich anzuziehen.
Es wurden Fotos, usw. gemacht. Danach wurde ich dem Haftrichter vorgeführt. Ich war sehr verängstigt und total verlassen. Ich unterschrieb alles was sie mir vorgelegt hatten. Obwohl ich alles gelesen habe, habe ich nichts verstanden und stimmte allem zu. Ich war immer noch so unter Schock. Ich fragte nicht was mit mir passiert , sondern nach meiner Mutter und meinem Sohn, der ja operiert wurde.
Ich bekam von Beamten nur ein Schulterzucken als Antwort, nicht ein bisschen Mitgefühl. Die Menschen waren hart. Vor dieser Zeit hatte ich bzw. kannte ich das Gefühl Angst nicht.
Jetzt hatte ich Angst und war allein, fühlte mich verlassen ohne Schutz.
Nach dem Haftrichter kam ich in die JVA Stuttgart – Stammheim. Dort fragte ich immer wieder nach meiner Familie. Statt derer kam ein Psychologe und sagte dass ich einen Antrag auf Telefonieren stellen sollte usw. Genau nach 5 Tagen konnte ich ca. 1 Min. mit meinem Sohn telefonieren.

Ich wusste nicht wohin mit mir. Durch einen Inhaftierten, der mir von der Jesusgruppe erzählte, schrieb ich einen Antrag für Freitag in die Gruppe, der nach ca. 4 Monaten genehmigt wurde, weil ich einige Sicherheitsmaßnahmen hatte.
Ich war bis dahin sehr einsam, zurückhaltend und vor allem ängstlich. Eines Freitagabends wurde ich zur Jesusgruppe geholt. Dort wurde ich von einem älteren Mann, namens Hartmut, mit einem Handschlag begrüßt, der mir auch seine Frau Maria und die Anderen vorstelle.
Sie strahlten eine Wärme aus und waren wie ein Zufluchtsort für mich. Erstmals nach meiner Verhaftung fühlte

ich mich wohl, vor allem gut aufgehoben.
Es war 2 -3 Wochen vor Weihnachten. Ich kann mich heute noch an die Worte von Hartmut erinnern… „ Ich grüße Euch im Namen des Herrn Jesus „ Mir kam es vor als wenn er sagen würde: Jesus ist unter uns, fühlt Euch wohl und geschützt!!!!! Dieses Gefühl hatte ich auch in dem Moment.

Ich bekam eine Bibel und ein Liederbuch geschenkt. Wir sangen einige Lieder zusammen und lasen in der Bibel. Zum Schluss beteten wir noch. Die Zeit verging wie im Flug.
Die darauf folgende Woche sollte eine Weihnachtsfeier stattfinden. Ich konnte es kaum erwarten bis es Freitag war, ich fühlte mich dort so wohl.
Meine Gedanken waren unklar, werde ich abgeholt oder nicht, war das einmalig oder nicht, ich war nicht Herr meiner Sinne.
An diesem Tag betete ich zum ersten Mal seit langem. Ich sagte zu unserem Herrn Jesus „ Bitte lasse mich nicht allein „ Und tatsächlich öffnete sich um 17:30 Uhr meine Zellentüre. Mein Gebet wurde erhört. Ich danke dem Herrn Jesus, dass meine Gebete erhört wurden. An diesem Tag spielten meine Gefühle Achterbahn mit mir.
Wir sangen, lachten, speisten und beteten zusammen. Wir bekamen von wildfremden Menschen Weihnachtsgeschenke. Diese kamen von Menschen, die uns nicht mal kannten. Menschen die es nicht machen müssten. In meinem Kopf waren tausende von Fragezeichen????????
Außer meiner Familie war mir keiner in den 4 Monaten näher gekommen. Von Freunden hatte ich auch nichts gehört, aber fremde Menschen, die mich bzw. uns nicht kannten, haben sich so viel Mühe und Arbeit gemacht.
Ehrlich gesagt, hatte ich meinen Glauben an die Menschheit verloren gehabt, aber an diesem Tag hat sich einiges für mich geändert. Ich hatte den Glauben an die Menschheit und auch an unseren Herrgott gefunden. Ich traute mir wieder einiges zu, ich betete wieder, fühlte mich wieder wohl in meinem Glauben.
Und seit der Jesusgruppe hatte sich auch einiges für mich ins Positive geändert. Ich nahm den Gott an meiner Seite wahr. Ich sprach zu ihm, fühlte mich viel stärker und sicherer.
Nach der Weihnachtsfeier ging ich in meine Zelle und nahm ein Blatt und einen Schreiber, fing an meine Gefühle meiner Familie zu schreiben. Meine Worte wurden mit Tinte und Freudentränen auf´s Blatt gebracht. Ich schrieb von Hartmut und Maria, erzählte von all den fremden Menschen die uns Freude schenkten und für uns beteten. Ich fühlte mich erstmals nicht allein. Ich danke dem Herrn Jesus das er uns in seine Arme geschlossen hat. Vor allem danke ich diesen Menschen, die das hier verwirklicht haben.

Ali