Briefe von Armin



Brief an Andy (Mitarbeiter)

Frohe Weihnachten

ich wünsche deiner Familie und dir gesegnete Weihnachten, vor allem eine friedliche und harmonische Zeit, in der man zur Ruhe kommen kann.

Leider zeichnet sich ja heutzutage die Vorweihnachtszeit meist durch große Betriebsamkeit oder sogar Hektik aus. Für mich eine bedenkliche, bzw. bedauerliche Entwicklung. Da muss ich ja schon fast froh sein, dass ich staatlicherseits eine Pause von diesem ganzen Weihnachtstreiben verordnet bekommen habe und hier in meinem gesicherten Käfig verweilen darf.
Meiner Berechnung nach dürfte es dieses Jahr allerdings die vorläufig letzte Adventszeit sein, die ich in solch beschaulicher Atmosphäre verbringen darf, da ich derzeit davon ausgehe, dass ich 2016 solche Lockerungen in der Vorweihnachtszeit erreicht habe, dass ich zumindest stundenweise im Kreise meiner Lieben am Adventstreiben teilnehmen kann.

Bei mir gibt es ansonsten momentan nicht recht viel neues zu berichten. Nach wie vor versuche ich mich, mit den Gegebenheiten hier anzufreunden, was nicht immer leicht ist, aber mit dem nötigen Sarkasmus und einem Maximalmaß an positiver Gelassenheit meistens gelingt.
Was allerdings ebenfalls sehr wichtig ist, dürfte eine dankbare Grundhaltung sein, wovon ja auch in der Broschüre, die du mir geschickt hast, die Rede ist. Letztendlich ist es so, dass wir uns unsere inneren Gefängnisse selbst durch Unzufriedenheit, Angst und Sorgen selbst bauen.
Deshalb versuche ich, mir immer wieder bewusst zu machen, dass es mir hier in der Klinik von den Lebensumständen her tatsächlich deutlich besser geht, als im Knast. Durch die Briefkontakte mit ehemaligen Mithäftlingen wird mir das zusätzlich immer wieder bewusst gemacht.
Der Mensch neigt eben immer wieder dazu, allzu schnell zu vergessen, wie es in den vergangenen, schwereren Zeiten gewesen ist. Das ist für mich ein Punkt, an dem man wohl täglich arbeiten, bzw. sich das bewusst machen sollte. Eben Dankbarkeit zeigen, für das Gute, das uns Gott jeden Tag schenkt.
Insgesamt bin ich nun ja „schon" 7 Monate hier, was in meinen Augen eine lange Zeit ist. Eine Zeit, die zu bewerten mir sehr schwer fällt. War es nur ein reines „Absitzen" der Freiheitsstrafe oder hat es in mir etwas verändert? Sicherlich hat es solche Veränderungen gegeben, aber welche?

Ob sich da etwas zum Positiven verändert hat scheint mir eher sehr fraglich.

Im Gegensatz zum Knast habe ich nur noch sehr wenig Zeit für mich, was natürlich den persönlich empfundenen Zeitablauf verkürzt, aber die Möglichkeiten verringert, dass ich mich mit mir selbst befassen kann.

Bezüglich meiner Scheidung ist es so, dass sich meine Ehefrau wohl nicht „freiwillig" scheiden lassen möchte und in keiner Weise kooperiert, was sehr schade ist. Daran kann ich allerdings nichts ändern, weshalb ich mich in dieses Schicksal fügen muss.

Mal sehen, was das Jahr 2016 alles bringen wird.

Jedenfalls gibt es wohl noch eine Menge zu tun, im vor der Türe stehenden, neuen Jahr.Dir und deiner Familie wünsche ich schon jetzt mal ein gesegnetes 2016 und bedanke mich nochmal für den persönlichen Rückhalt, den du mir in meiner aktuellen Situation gegeben hast und aktuell gibst, z. B. durch deine Briefe.Hierfür bin ich dir und auch den anderen Mitgliedern der Jesus-Gruppe nach wie vor sehr dankbar und schließe dich/euch stets in meine Gebete ein.

Auch möchte ich dir sagen, dass mir der Kontakt mit euch in der Gruppe im Knast
wirklich sehr viel bedeutet und mir sehr über so manchen Durchhänger hinweg geholfen hat. dafür bin ich sehr dankbar
Ich wünsche dir friedliche und schöne Weihnachtstage im Kreise deiner Lieben.
Mir steht in dieser Nacht auch in diesem Jahr wieder das Alleinsein bevor, nachdem mein Zimmerkamerad am Heiligabend zu Hause im Urlaub sein wird.
Aber vielleicht kann ich selbst nächstes Jahr auch Heiligabend mit meinen Kindern verbringen.
Liebe Grüße und frohe Weihnachten von mir, auch an die Jesus-Gruppe und nochmal vielen, vielen Dank für alles, was ihr für mich im vergangenen Jahr getan habt.
Im übrigen hoffe ich natürlich, dass es den Mitgliedern der Jesus-Gruppe gut geht, insbesondere gesundheitlich.

Ich wünsche dir/euch alles Liebe





Liebe Maria,

nun wird es für mich langsam Zeit Stammheim zu verlassen.
Immerhin war ich fast 15 Monate hier im Gefängnis. Für einen freiheits- und naturliebenden Menschen wie mich, eine sehr lange Zeit.
Viel schlimmer aber war noch die Trennung von meinen Kindern, von meiner Familie.

Deshalb bin ich Dir, Euch von der Jesus-Gruppe von ganzem Herzen dankbar, dass Ihr mir Trost und Freude bereitet und mich jede Woche in das Wochenende begleitet habt.
Danke auch dafür, dass Du für mich immer ein offenes Ohr hattest und dafür, dass ich durch Dich/Euch in meinem Glauben bestärkt wurde.

Nicht nur weil ich Dich sehr schätze und Du mir menschlich sehr nahe stehst, habe ich mit Bedauern von Hartmut erfahren, dass es Dir momentan gesundheitlich nicht so besonders gut geht.
Deshalb wünsche ich Dir, auch im Namen meiner Mithäftlinge aus der Jesus-Gruppe alles Liebe Gute und eine gute Besserung. Hierfür werde ich auch für Dich beten wie ich es auch bisher getan habe. Auch in der Jesus-Gruppe beten wir für Dich bez. weiß ich, dass ich nicht der Einzige aus der Gruppe bin, der für Dich betet.

In solchen Lebenssituationen fällt mir immer das Lied von Dietrich Bonhoeffer ein, der auch im Gefängnis war “Von guten Mächten treu und still umgeben“
Dort heißt es unter anderem:

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Auch in Jesaja 40, Vers 31, heißt es:

„Aber alle, die auf den Herrn vertrauen,
bekommen immer wieder neue Kraft,
es wachsen ihnen Flügel wie dem Adler.
Sie gehen und werden nicht müde,
sie laufen und brechen nicht zusammen.“

Deshalb bin ich mir sicher, dass wir alles gut überstehen werden. Mit Jesu Hilfe.

Nochmal danke für Alles. Ich melde mich dann aus dem Bezirkskrankenhaus in Kaufbeuren wieder.

Schöne Grüße an Hartmut
Alles Liebe Armin