Briefe und Berichte von Gefangenen

Jesus rettet aus der Sucht! Dies ist ganz besonders aus dem nachfolgenden Brief an meine Gemeinde ersichtlich.

Liebe Brüder und Schwestern in Jesus Christus unserem Herrn!
Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Mißhandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt. (Hebräer 13, Vers 3 )
Dieses Bibelwort hat mich veranlaßt, Euch diesen Brief zu schreiben, Euch allen, Eurer ganzen Gemeinde zu danken, für Eure Taten, für Eure Gebete.
Nachdem ich 1993 im Vollrausch fast zum Mörder an einem jungen Mann geworden wäre wurde ich verhaftet und in die Justizvollzugsanstalt Stammheim eingesperrt. Ich stamme aus einer gläubigen Familie, habe mich jedoch als junger Mensch von Gott und meinen Eltern losgesagt. Ich wurde zum überzeugten Atheisten, zu einem Menschen ohne Moral, ohne Rechtsempfinden - gottlos - , wurde zum Flucher und Lästerer.
Irgendwo in mir war aber immer eine Stimme, mein Gewissen; immer hat mich dieses gemahnt, mein Verhalten, mein Tun zu ändern, von der Sünde, von meinen Verfehlungen abzulassen. Um diesen Signalen und Warnungen auszuweichen, damit ich weiter gottlos leben konnte, weiter zu betrügen, zu huren, zu lügen, habe ich schon früh begonnen meinen Verstand, mein Gewissen, meine Seele mit Alkohol zu betäuben, so sehr, daß ich zu einem üblen Alkoholiker wurde, so schlimm, daß ich nüchtern keine Kaffeetasse mehr halten konnte und oft nicht mehr wußte was ich tat. Der Teufel hatte mich völlig in seiner Gewalt.
Erst hier im Gefängnis, nachdem mir langsam klar wurde was ich angerichtet hatte, nachdem ich zu erkennen glaubte, daß mein ganzes Leben zerstört sei und ich ständig von Selbstmordgedanken geplagt war, begann ich, erinnert an die Gebete meiner Kindheit, in tiefster Not nach dem Herrn zu rufen. Ich war nicht gläubig, aber auf der Suche.
Ein Mitgefangener, mit dem ich während des Hofganges über Glaubensangelegenheiten diskutierte, machte mich darauf aufmerksam, daß es hier in der Justizvollzugsanstalt eine Gruppe gäbe, die sich mit der Bibel befaßt. Lange zögerte ich, bevor ich den Antrag stellte, in die Jesusgruppe gehen zu dürfen.
Ab diesem Zeitpunkt war ich jeden Freitag in der Jesusgruppe, sang, betete mit und las wieder in der Bibel.
Mein Tatopfer, ein junger Mann, war damals immer noch schwer verletzt. Es war nicht absehbar, ob er jemals völlig genesen konnte. So begann ich täglich für die Heilung meines Opfers zu beten. Wie glücklich war ich als ich erfuhr, daß der junge Mann wieder gehen konnte und nicht für sein künftiges Leben an den Rollstuhl gefesselt sein mußte. In jener Zeit hatte sich mir der Herr mannigfaltig offenbart, mir über die Maßen geholfen.
In all den Brüdern, die den Dienst hier verrichten fand ich Menschen, vom Heiligen Geist durchdrungen; fröhliche, bekennende Christen. Nach einer Versammlung konnte ich mich dem Wirken unseres Herrn Jesus Christus nicht mehr entziehen. Alle Zweifel, alle offene Fragen, waren für mich nicht mehr vorhanden.
An jenem Freitagabend habe ich einem Bruder meine Sünden, Verfehlungen anvertraut und mein weiteres Leben unserem Heiland Jesus Christus übergeben. So nimm denn meine Hände...?
Seit jenem Freitagabend war und bin ich nie mehr allein. Mein Taufspruch ist wieder in mir lebendig: "Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben... (Joh. 3,16 ) Seit dem Tag meiner Wiedergeburt habe ich viel erlebt, erduldet. Keinen Tag, keine Stunde habe ich vergessen, daß ich ein Kind Gottes bin, daß ich unserem Herrn Jesus Christus angehöre und ihm vertraue.
Der Herr hat mir auch geholfen, obwohl ich zu einer 10-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde, eine Alkoholentziehungstherapie zu absolvieren, die mit Hilfe unseres Herrn auch erfolgreich verlief.
Jetzt bin ich wieder hier in Stammheim, weil ich noch einen Teil meiner Strafe in einer Strafanstalt verbüßen muß, bis über meine Entlassung auf Bewährung entschieden wird. Dies ist zwar hart und schmerzhaft nach all den Freiheiten, die ich mir während der Therapie erarbeiten konnte besonders, weil ich nicht weis wo ich hinkomme.
Wie sehr habe ich mich aber gefreut, hier wieder in die Jesus-Gruppe, meine Glaubensheimat gehen zu dürfen, viele meiner Brüder wieder zu sehen.
Während der Therapie hat sich für mich viel wunderbares ereignet. Mein Tatopfer ist wieder vollkommen gesund. Mit meinen Eltern habe ich mich nach zwanzig Jahren wieder versöhnen dürfen. Oft hatte ich auch die Gelegenheit an der Bibelstunde in der Friedenshütte in Bonlanden, gemeinsam mit meinen Eltern teilnehmen zu können und und und...
Diesen Brief an Euch schreibe ich um Euch zu danken, der Gemeinde, sowie den Brüdern, welche hier diesen Missionsdienst verrichten. Um Euch Mut zu machen diesen Dienst weiterzuführen, so schwierig dies auch immer hier sein mag. Wir Gefangene brauchen Euch, Eure Gebete, Eure Taten.
Mit einem Wort aus dem Johannes15, Vers 16 "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er`s euch gebe." will ich mich für heute von Euch verabschieden. Der ganzen Gemeinde wünsche ich Freude am Herrn, Frieden; der Segen unseres Herrn Jesus Christus sei mit Euch.

Euer dankbarer Bruder Bruno

P.S. So Gott will hoffe ich, einmal als freier Mensch am Gottesdienst in Eurer Gemeinde teilnehmen zu dürfen, Euch persönlich zu danken und Zeugnis abzugeben.