Berichte und Briefe von Gefangenen

Von Frank



Lieber Herr KöIIner
Es fällt mir schwer, diesen Brief zu beginnen. Zuviel ist in den letzten vier Tagen über mich hereingebrochen. Sie haben ja mein Tief am Montag miterlebt. Nicht einmal die so sehnsüchtig herbeigewünschte Verlegung konnte mich erfreuen. Zu tief war ich innerlich erschüttert über mich selbst, zu stark emotional erregt und ich hätte wirklich den "Ausschalter" umgekippt, wenn ich ihn gefunden hätte.Wie froh war ich als sie dann am Montag mit mir gesprochen haben, aber es war keineswegs so, dass mich diese Unterhaltung sofort erreichte. Zwar hörte ich, nahm wahr, erlebte aber das Gesagte irgendwie nicht. Sehr intensiv überdachte ich das Gesprochene, aber ich fand nicht die Tür um mich zu öffnen, diese Worte in mir wirken zu lassen. Vielmehr schloss ich eigentlich noch mehr alles ab und das, obwohl ich nach wochenlangen Kämpfen meine Verlegung nach Berlin in den Händen hielt.
Ob sie es mir glauben oder nicht, ich war tief in mir sehr traurig, Stuttgart Lebewohl sagen zu müßen. Ich hatte richtig Angst vor der Reise ins Ungewisse, vor der Reise nach Hause zu meiner Frau, zu der Liebe meines Lebens. Ich nahm am Dienstag Abschied von der Birke im Hof, von einigen Tauben, die mir Abends treue Begleiter waren, von Allem, eigentlich auch von mir selbst.

Als der Bus aus der Anstalt fuhr, musste ich weinen, ich sah mich in den Abgrund fahren, ins Nichts. Ich hatte eine Einzelkabine und als wir auf die Autobahn fuhren, da viel mein Blick auf Blumen, Wiesen, Felder, Wälder, Vogel und es durchzuckte mich der Gedanke: "Das ist Gottes Werk, seine wunderbare Welt. Wie herrlich hat er alles geschaffen; wie hat er dann nur mich gemacht, mich den Versager, Verbrecher, Feigling, Schwächling, Niemand, Alkoholiker, wie nur?"
Dann riss plötzlich etwas in mir mit aller Kraft und Gewalt und eine Stimme in mir sagte; "Frank. so hat Gott dich nicht gemacht, so bist du durch dich selbst geworden, dadurch, dass du mir untreu geworden bist. Aber ich verspreche es dir, jetzt wird alles wieder gut, du hast zurückgefunden und wir werden jetzt durch das Leben gehen, gemeinsam. Durch diese Reise, durch die Verhandlung, durch diese Zeit, durchs ganze Leben Vertraue mir, es wird wieder schön, du verlässt mich nie mehr, das weiß ich". Ob sie es glauben oder nicht, ich war innerlich frei, ich konnte wieder atmen, in mir nahm ich in diesem Moment das Leben wundervoll an. Von mir wich alle Angst und Sorge und trotz dem Schweren das noch vor mir liegt, sagte meine Seele wieder lachend ja zum Leben und zu Gott. Ich weis, dass ich es mit Seiner Hilfe schaffe, das Leben.

Vom ersten Moment, als ich in die Jesusgruppe kam, da spürte ich etwas in mir, etwas das mich berührte und lenkte. Doch unbeabsichtigt sperrte ich mich irgendwie. Doch ich spürte deutlich, wie es mich immer näher zu Gott hinzog, und dann bekam ich plötzlich eine solche Angst vor dem Leben, so Sehnsucht nach dem "Ausschalter".
Unser Gespräch am Montag war bestimmt eine Schlüssel Umdrehung an meinem Herzen, an meiner Seele. Dann, auf der Fahrt, hat Jesus den Schlüssel ganz umgedreht und mich zum Leben erweckt. Und ich weis, dass ich Gott nicht mehr verlasse oder untreu werde, denn ich habe in diesem Moment gespürt; Er gibt mir Kraft und Liebe für das Leben, für die Anfechtungen und Versuchungen.
Sie haben mit Gottes Unterstützung mein Herz nach und nach geöffnet. Sie waren der Geburtshelfer zu meinem neuen, zum richtigen Leben. Vielen Dank! Ich habe in der kommenden Nacht zum ersten Mal richtig fest, befreit von Sorgen, geschlafen und das trotz der Verhandlung. Ich weiß, Gott wird es richten. Er hat mir soviel Zuversicht, soviel innere Gewissheit gegeben - du schaffst das Leben -, denn Gott ist in dir.
Das kann ich nicht recht glauben, aber so ist es. Für mich ein Wunder und ich
spüre deutlich, wie Gott mich liebt.
Gestern Abend habe ich meiner Frau ausführlich von meinem Zusammenprall mit Jesus geschrieben, erzählt und berichtet und ich weiß, dass ich mit der positiven Lebenswandlung auch sie beruhigt und glücklich gemacht habe; mit Gottes Hilfe. Das zu erleben ist Glück für mich, das ist Leben und Liebe. Meine Frau hat mir auf den heutigen Brief einen Wal gemalt und ich erinnere mich an die Geschichte mit Jonas; ich will mal eben in die Bibel blicken, Moment bitte - Ich habe mehrere Stellen gelesen und ich finde bei Jona2,10 das für mich wichtige "Bei dem HERRN ist Rettung" und Gott hat wohl auch gesagt das Schlechte soll mich ausspucken - und so geschah es.
Ich habe gestern in einem Brief an meine Frau bekannt, dass ich Jesus gehöre und hoffe und bete, dass mich die Gemeinde in Berlin weiter auf den Weg des Bekennens, des Glückes und der Liebe begleitet.
Ihnen allen Dank des Herzens.
Bis bald in Liebe und Dankbarkeit, preiset den Herrn.
Ihr Frank M.